Hallo Mama,
jetzt sind es so ziemlich genau drei Monate! Wo ist nur die Zeit geblieben? Wahnsinn wie schnell es zeitlich voran schreitet. Ich wünschte ich wäre in meiner Trauerphase schon so weit, dass ich begreifen würde, das du schon seit drei Monaten nicht mehr lebst. Es fühlt sich für mich immer noch so an, als hätte ich vor drei Minuten die Nachricht bekommen, dass du verstorben bist. Und noch immer trage ich dieselben Schmerzen in mir, wie in diesem Moment. Dein Verlust ist einfach zu schmerzhaft um damit normal umgehen zu können. Auch wenn ich es dir nicht immer gezeigt habe, bist du für mich der allerwichtigste Mensch. Und ja ich schreibe es so als wäre es die Gegenwart, weil ich es mir so sehr wünschen würde, dich weiterhin in meinem Leben zu haben. Es macht mich todtraurig, dass für uns alle ein Leben nach deinem Tod begonnen hat und du nie den Neuanfang bekommen hast, den du dir so sehr gewünscht hast. Zusammen mit Papa bist du vor 7 Jahren nach Nikolausdorf gezogen um dich von all dem etwas zu distanzieren, was dich so sehr geschwächt hat. Auch ich bin schwach und ich habe so viele starke Menschen um mich herum, die versuchen mir den Rücken zu stärken. Aber wozu? Ich habe so viele Dinge in meinem Leben fabriziert, die anderen Menschen weh getan haben. Und es tut mir in der Seele weh, dass ich diese Fehler nicht gemerkt oder bereinigt habe. Ich wünschte ich könnte dich um Rat fragen oder einfach in deine beschützenden Arme liegen, mit der du den Menschen, die du geliebt hast, ein Gefühl von Geborgenheit gegeben hast. Ich wünschte ich wäre auch so, aber anscheinend bricht mein eigenes „Ich“ gerade etwas zusammen. Ich bin kaputt. Ich bin einfach kaputt vom „funktionieren“ was mal mehr und mal weniger gut klappt. Aber so langsam beginne ich zu realisieren, dass nichts mehr ist, wie es mal war und wieviel besser es hätte sein können, wenn ich früher verstanden hätte, was Liebe und Familie bedeutet. Und Papa macht das so extrem gut! Auch ihm fehlst du, wahrscheinlich noch doller als mir! Aber er macht es trotzdem klasse. Er schwärmt in den dunkelsten Stunden von dir und das völlig zurecht! Du bist und bleibst die Beste und wie bereits erwähnt der hellste Stern am Himmel. Und manchmal wäre ich direkt der Stern neben dir, nicht weil ich suizidal bin, sondern weil ich einfach gerne nochmal in deiner Nähe sein würde und zu lernen so schön zu strahlen wie du es tust. Du hast so sehr gelitten und hast trotzdem immer ein Lachen auf den Lippen gehabt. Und das hätte ich auch gerne, aber wenn ich lache, fühlt es sich falsch an, weil ich einfach so traurig bin. Es fühlt sich falsch an, so zu tun als sei die Welt in Ordnung, denn das ist sie bei weitem nicht. Du fehlst! Und das wirst du leider ab jetzt für immer! Glaub mir Mama, ich liebe dich! Ich liebe dich abgöttisch! Ich habe dich immer geliebt und ich werde dich immer lieben! Du hast meine kleine Welt besser gemacht! Danke für alles!